Großbritannien: Beschwerden über Glücksspiel­anbieter verzeichnen Zunahme von 5.000 Prozent

Posted on: 12/08/2019, 12:29h. 

Last updated on: 12/08/2019, 01:20h.

Die Beschwerden über britische Glücksspielanbieter haben in den vergangenen fünf Jahren um rund 5.000 Prozent zugenommen. Dies geht aus Daten hervor, die der englische Sender BBC für seine Dokumentarfilmreihe BBC Panorama von der Glücksspielkommission erhalten hat.

Spieler im Casino
Die britische Glücksspielbehörde verzeichnet immer mehr Beschwerden von Spielern. (Bild: Pixabay)

Die dem BBC von der Glücksspielkommission vorgelegten Zahlen zeigen, dass allein im Jahr 2018 8.266 Beschwerden vorlagen. Im Jahr 2013 lag die Anzahl der Beschwerden noch bei 169.

Problemspieler beschwerten sich unter anderem darüber, dass sie von Glücksspielbetreibern zum Spielen verleitet worden seien, obwohl sie um Löschung aus den Mailing-Listen gebeten hatten.

Neil McArthur, Vorsitzender der Gambling Commission, sagte:

„Wir drängen die Branche, ihre Kunden zu kennen, und ein Teil hiervon ist tatsächlich, möglicherweise, ein gutes Zeichen, denn es deutet darauf hin, dass die Verbraucher mehr von den Glücksspielanbietern verlangen. Und ich würde sie ermutigen, dies auch weiterhin zu tun.“

Barprämien fürs Weiterspielen

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Beschwerden von Problemspielern, denen Barprämien fürs Weiterspielen angeboten wurden, nachdem sie ihre Einsätze verloren hatten.

So beschreibt eine Spielerin im Interview mit der BBC, dass ihr das Online Casino Jackpotjoy Geldboni angeboten habe, wann immer sie Einsatzverluste verzeichnete. Sie habe in ihren 50ern mit dem Spielen begonnen, insgesamt jedoch 633.333 Pfund Sterling und damit das gesamte Erbe für ihre Kinder verloren.

Jackpotjoy dagegen sagte gegenüber der BBC, man habe immer in Übereinstimmung mit den regulatorischen Anforderungen gehandelt und die Spielerin zum verantwortungsvollen Spielen angehalten.

Bereits im April gerieten die Online Casinos LeoVegas und Casumo in die Kritik, weil sie eine Spielerin mit hochauffälligem Spielverhalten immer wieder zum Weiterspielen angeregt haben sollen. Obwohl ihre Kreditkarten bereits abgelehnt wurden, soll es der Spielerin immer wieder möglich gewesen sein, Einsätze zu platzieren. Insgesamt verlor sie 125.000 Pfund Sterling.

Die Spielerin, die sich nun in einer Suchtbehandlung befindet, wirft den Unternehmen vor, Algorithmen zu verwenden, nach denen Spieler mit hohen Einsätzen automatisch zu VIPs gemacht oder mit Boni ausgestattet würden. Ebenso gut könne man ihrer Meinung nach diese Algorithmen einsetzen, um problematisches Spielverhalten zu erkennen und diesem entgegenzuwirken.

In einem weiteren Fall berichtete die britische Tageszeitung The Guardian [Seite auf Englisch], dass das Online Casino LeoVegas 20.000 Pfund Sterling von einem Problemspieler akzeptiert haben soll. Dieser habe seiner Mutter das Geld für das Glücksspiel gestohlen.

Obwohl sein Spielerkonto bereits gesperrt worden war, soll der Spieler von Unternehmen der LeoVegas-Gruppe weiterhin Marketingmails erhalten haben und in der Lage gewesen sein, ein neues Konto zu eröffnen. Unter diesem konnte er mit der gestohlenen Kreditkarte seiner Mutter 20.000 Pfund Sterling verspielen, bevor er zur Ausweisprüfung aufgefordert wurde.

Keine Einsatzlimits für Online Casinos geplant

Die Gambling Commission gab an, dass es derzeit keine Pläne gäbe, Einsatzlimits für Online Wetten und Online Casinos einzuführen.

britische Politikerin Mims Davies
Die britische Politikerin Mims Davies betonte, dass das Internet Kontrollmöglichkeiten für Problemspieler biete. (Bild: Wikipedia)

Die Anbieter hätten bereits genügend Informationen, um den Spielerschutz zu gewährleisten und sicherzustellen, dass ihre Spieler nur Geld einsetzten, deren Verlust sie sich leisten könnten.

Mittlerweile haben die fünf größten Glücksspielunternehmen Großbritanniens die Mittel für Suchttherapien um das Sechsfache auf 60 Mio. Pfund Sterling pro Jahr erhöht. Zu diesem Zweck haben sie sich verpflichtet, die freiwillige Abgabe für wohltätige Zwecke innerhalb von fünf Jahren auf ein Prozent ihres Jahresumsatzes anzuheben.

Kritiker jedoch halten dies für unzureichend und werfen den Unternehmen vor, mit diesem Schritt lediglich die Politik bestechen und härtere Regulierungen umgehen zu wollen. So fordert der britische Politiker Tom Watson, stellvertretender Vorsitzender der Labour Party, bereits seit längerem die Einführung einer Pflichtabgabe.

Die ehemalige Sportministerin Mims Davies dagegen erklärte bereits im April in einer Rede, dass das freiwillige System funktioniere und sowohl von der Regierung als auch von der Industrie unterstützt werde.

Sie führte aus, dass das Glücksspiel aufgrund der modernen Technik zwar jederzeit und überall verfügbar sei, das Internet jedoch auch starke Schutzmöglichkeiten biete. So sei es mittels digitaler Tools wie Gamstop möglich, Menschen mit Spielproblemen mehr Kontrollmöglichkeiten zu bieten. Zudem gäbe es nun strengere Vorschriften zur Überprüfung von Identität und Alter der Spieler.

Trotz der aktuellen Daten über Spielerbeschwerden und der anhaltenden Debatte zur Einführung einer Pflichtabgabe ist diese aktuell ebenso wenig zu erwarten wie Einsatzlimits für Online Casinos.