Chinesische Polizei nimmt 76 Kredithaie fest

Posted on: 30/10/2019, 12:10h. 

Last updated on: 30/10/2019, 01:08h.

Den Sicherheitsbehörden von Macau und China ist ein bedeutender Schlag gegen die heimische Glücksspielkriminalität gelungen: Nach eigenen Angaben konnte die Polizei 76 mögliche Kredithaie wegen des Verdachts auf Wucherei festnehmen.

Macau Casino
Die Kredithaie suchten in den Casinos ihre Opfer (Bild: Wikipedia/Brenden Brain)

Die Aktion fand demnach unter Leitung der Polizei Macaus statt, die gegen die Verdächtigen bereits seit einiger Zeit ermittelt hatte. Ihr Ziel waren Kredithaie, die Spielern in den Casinos der Stadt zu horrenden Zinsen Geld geliehen hätten, so der zuständige Pressesprecher Lai Man Vai.

Wucher in Millionenhöhe

Auf diese Weise hätten die Verdächtigen rund 2,6 Millionen US-Dollar in Umlauf gebracht und in mindestens 40 Fällen zugeschlagen. Ihr Netzwerk beschränkte sich jedoch nicht nur auf Macau: Bei der “Double Arrow” (Doppelter Pfeil) genannten Aktion gingen die Justizbehörden Macaus und Chinas gemeinsam gegen die Organisation vor.

Dabei wurden allein in dem Spielerparadies 41 Personen verhaftet. Den Behörden zufolge handelt es sich bei ihnen um Festlandschinesen im Alter zwischen 26 und 54 Jahren, die ihren kriminellen Geschäften in Macau nachgingen. Nach Angaben von Lai Man Vai wurden Razzien in fünf Luxuswohnungen durchgeführt, die die Bande für ihre Mitglieder angemietet hätte.

Es ist nicht der erste Schlag von Macaus Polizei gegen die Kredithaie der Stadt. So zählten die Behörden in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits 295 vergleichbare Fälle. Dass die Gangster dabei nicht immer zimperlich vorgehen, zeigte sich in diesem April, als Kredithaie einen säumigen Schuldner ermordeten. Allerdings haben eine stärkere Präsenz sowie intensivere Ermittlungsanstrengungen der Polizei mittlerweile zu einem Rückgang des Kreditwuchers geführt, so die Sicherheitsbehörden.

Neben der Sicherstellung zahlreicher Computer und Mobilgeräte sowie diverser Ausweiskopien von Schuldnern konnten die Ermittler 13 Bankkonten identifizieren, über die die Gelder geflossen seien. Zudem sei bei den Razzien Bargeld im Wert von über 700.000 US-Dollar beschlagnahmt worden.

Kriminelle Arbeitsteilung

Polizeiwagen China
Die Polizei zeigt stärker Präsenz (Bild: Wikipedia/DKMcLaren)

Lai Man Vai zufolge herrschte bei der Organisation der Kreditwucher eine professionelle Arbeitsteilung zwischen den Kriminellen. So sei ein Teil der verwickelten Personen in mehreren Casinos Macaus gezielt auf Beutefang gegangen und habe Spieler, die zuvor an den Tischen Verluste gemacht hätten, gezielt angesprochen und ihnen Geld angeboten.

Die Bewilligung der Kredite sei daraufhin durch höher gestellte Bandenmitglieder vom chinesischen Festland aus erfolgt, nachdem diese die einzelnen Fälle geprüft hätten. Allen Mitgliedern sei dabei immer wieder eingeschärft worden, sich möglichst unauffällig zu verhalten, um keinen Argwohn beim Casinopersonal oder der Polizei zu erwecken.

Zumindest Letzteres hat nicht funktioniert, denn die chinesischen Ermittler schlugen in mehreren Städten und angrenzenden Provinzen zu. Auf diese Weise gelang es ihnen, weitere 35 Verdächtige in Gewahrsam zu nehmen. Ihnen wird vorgeworfen, ebenfalls Teil der auf Kreditwucher spezialisierten Organisation gewesen zu sein.

Für die Rückzahlung hatten die Schuldner Zinsen im hohen zweistelligen Prozentbereich aufzuwenden. Diejenigen, die die ausstehenden Beträge nicht bezahlen konnten, waren von Mitgliedern der Bande daraufhin teilweise entführt oder illegal festgesetzt worden, bis sie oder Familienmitglieder die Schulden beglichen hätten.

Aus diesem Grund werfen die Ermittler der Organisation nicht nur Kreditwucher, sondern darüber hinaus Freiheitsberaubung vor. Dies könnte signifikante Auswirkungen auf das ausstehende Strafmaß haben, denn auch in China werden bei Kapitalverbrechen wie Entführung weitaus drakonischere Strafen verhängt als bei Kreditbetrug oder -wucher.

Ein Schwerpunkt der Polizeiaktion befand sich in der an Macau angrenzenden Provinz Zhuhai. Nach Angaben des Pressesprechers liefen die dortigen Ermittlungen bereits seit April 2019 und erstreckten sich auf ein ganzes Netzwerk von Kredithaien, das seit etwa zwei Jahren aktiv gewesen sei.

Die Polizei geht nach eigenen Angaben derzeit davon aus, dass weitere Mitglieder für die Bande aktiv gewesen seien, weshalb die Ermittlungen weiter fortgeführt würden, bis die Gruppe vollends zerschlagen sei. Pressesprecher Lai Man Vai schloss sein Statement mit der Aussage, dass den Bandenmitgliedern aufgrund ihrer Vergehen “lange Freiheitsstrafen” bevorstünden.